West Coast Swing

West Coast Swing kann praktisch zu jeder aktuellen Popmusik getanzt werden. Die Tanzenden spielen mit rhythmischen Variationen, aussergewöhnlichen Dynamiken und zahlreichen Drehfiguren. Der Dialog im Paar und die Musikinterpretation spielen dabei eine zentrale Rolle.

Charakteristik

West Coast Swing (WCS) zählt zu den «Street- & Socialdances» und findet seinen Ursprung in der Swingfamlie. Heute geht er mit der Zeit. Bewegungen aus Hip Hop, Zouk, Jazz, Latin usw. werden beliebig ins Tanzen integriert. Der Tanz wird in einem schmalen, länglichen Bereich, also linear (englisch: slottet), getanzt, der in der Regel nicht verlassen wird. Die Tanzenden interpretieren die Musik miteinander oder auch unabhängig voneinander. Die Hauptdynamik wird in 2-Schlag-Einheiten geteilt und baut im Wesentlichen auf 6- und 8-Schlag Rhythmen auf. Diese können nach Belieben variert werden. An Tanzveranstaltungen wechseln die Partner permanent das heisst, praktisch nach jedem Song.

Gestern

Der Legende nach, taucht der Tanzstil in den 1930er-Jahren zum ersten Mal im Savoy Ballroom, New York, auf. Dean Collins Video, ein sehr oft gefilmter Tänzer aus der klassischen Hollywood-Ära, bringt diese Version des Lindy Hop 1937 mit nach Los Angeles. Dort beteiligt er sich an Turnieren und gibt seinen Tanzstil im Unterricht weiter. So findet der Tanzstil an der Westküste Amerikas eine erste Verbreitung. Zuerst nennt man ihn «Smooth Style Lindy», und er wird noch zu Swing und Blues getanzt. Schon bald nennt ihn Lauré Haile aus den Arthur Murray Dance Studios «Western Swing». In den 1950er-Jahren war er auch unter dem Namen «Sophisticated Swing» bekannt. Im Jahre 1961 erscheint der Name «West Coast Swing» zum ersten Mal in einem Tanzbuch und wird 1962 von Skippy Blair Video promotet.

WCS soll für Filmproduzenten in den Dreissigern attraktiv gewesen sein. Ihre Kameralinsen besassen anfänglich noch keine Weitwinkel. So kam Ihnen der linear ausgerichtete Tanzstil, in dem die Männer stationär blieben und die Frauen jeweils den Platz wechselten, durchaus gelegen. Auch für die Nachtclubs von Los Angeles war dieser Platz sparende Linientanz sehr willkommen.

Entwicklung

WCS verbreitet sich unterdessen in den ganzen USA und zählt heute zum Nationalstolz Kaliforniens. Nebst den Retro-Swingtänzen «Hollywood Style Lindy» (Lindy Smooth), «Savoy Style Lindy», «Jitterbug» oder «East Coast Swing» (Boogie), entwickelt sich WCS seit den 1970er-Jahren zu einem zeitgenössisch progressiven Paartanz.

Heute

WCS ist weltweit bereits sehr beliebt und findet auch in Europa Verbreitung. So erobert der Tanz nebst Frankreich und England, mittlerweile auch die Schweiz in Windeseile.

Turniere

Die Turnierformen von WCS sind einzigartig und inzwischen auch wegweisend für andere Tanzstile. Ihre Bewertungskriterien fördern nicht nur den Tanzstil, sondern auch die Kreativität und das Teamwork (Zusammenspiel im Paar).

Jack & Jill ist die wohl bedeutendste und beliebteste Turnierform. Die Kandidaten und Kandidatinnen melden sich einzeln an und werden nach dem Zufallsprinzip einander zugeordnet. In der Vorrunde wird man einzeln bewertet; erst im Final kommt es zur Paarbewertung. Die Musik ist im Vorfeld nicht bekannt und für die Tanzenden eine Überraschung.

Strictly ist die Turnierform für Tanzpaare. Auch hier wird das Führen und Folgen bewertet. Zur Musik wird ebenfalls spontan getanzt und improvisiert.

Pro-Am steht für das Tanzen mit den Professionals. Hier wird man also einzeln bewertet, während man mit einem Profi tanzt. Eine durchaus reizvolle Turnierform.

Classic ist eine offene Division. Da kann es sein, dass Profis gegen Einsteiger tanzen. Die Niveaus sind also gemischt. Das Tanzpaar kann eine eigene Choreographie auf ein selbst gewähltes Lied vorstellen. Hebefiguren sind verboten.

Showcase ist der Classic Division sehr ähnlich, wobei es hier nicht so stark auf die Erkennbarkeit des WCS ankommt. Der größte Unterschied ist jedoch, dass im Showcase eine bestimmte Menge an Hebefiguren vorgeschrieben sind. Diese Menge kann je nach Turnier unterschiedlich sein.